Unternehmen haben noch viel zu tun

Fazit von Wirtschaftspsychologen nach Studie zur Unternehmenskultur

„Führung in Deutschland ist leider immer noch überwiegend traditionell direktiv“, sagt Prof. Dr. Alexander Cisik, der an der Hochschule Niederrhein Wirtschafts-, Organisations- und Arbeitspsychologie lehrt, im Ergebnis einer aktuellen Studie. Führungskultur sei heutzutage ein wesentlicher Faktor der Arbeitgeberattraktivität und entscheide mit darüber, zu welchem Unternehmen gute Bewerber gehen und ob sie dort längerfristig bleiben.

Cisik und sein Team haben im Mai und Juni 2016 eine Umfrage durchgeführt, an der 553 Berufstätige aller Unternehmensgrößen, Branchen und Hierarchie-Ebenen teilnahmen. Nur 33 Prozent sehen ihre Ansprüche an den Vorgesetzten als erfüllt an. Die Kritik der Beschäftigten bezieht sich vor allem auf ein Missverhältnis von Fordern und Fördern. Demnach fordern Vorgesetzte von ihren Mitarbeitern außerordentliches Engagement, das Erreichen anspruchsvoller Ziele und eine permanente Verbesserung der Arbeit – bieten aber kaum attraktive Perspektiven für deren Zukunft, individuelle Entwicklungsmöglichkeiten und wenig Zeit für die Beschäftigen.

Das Führungsverhalten wird in größeren Unternehmen besser bewertet als in mittleren oder kleinen Unternehmen. Überraschend ist, dass zwar fast die Hälfte der Befragten bereits einen Wechsel der Führungskultur in ihrem Unternehmen erlebt hat. Zu einer Verbesserung hat dieser aber nicht geführt. Den Wechsel selbst empfinden viele Mitarbeiter als autoritär; während Ziele wie die Verbesserung des Betriebsergebnisses erreicht werden, bleibt die Mitarbeiterzufriedenheit auf der Strecke.

„Menschen handeln in bestimmten Gewohnheitsmustern, die man nicht ohne weiteres ablegt“, erklärt Cisik. Wer Führungskultur ändern möchte, brauche daher einen langen Atem, eine klare Idee davon, wie Führung im Unternehmen aussehen soll, und im Idealfall arbeitspsychologische Unterstützung. Cisik empfiehlt die Entwicklung eines Führungsleitbildes. Nach diesem Leitbild müsse neues Führungs-Personal ausgesucht und bereits vorhandenes gefördert werden.