Präventionsprojekt „Dunkelfeld“ zieht nach fünf Jahren positive Bilanz

Wichtiger Beitrag zur Prävention sexuellen Missbrauchs in mehreren Bundesländern

2011 startete in Leipzig das Präventionsprojekt „Dunkelfeld“, das Menschen, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen, therapeutische Hilfe unter Schweigepflicht bietet. Ziel ist die Prävention von sexueller Gewalt an Kindern sowie des Konsums von Missbrauchsabbildungen, so genannter Kinderpornografie. Seitdem haben über 500 Betroffene und Angehörige zum Projekt Kontakt aufgenommen, die überwiegende Mehrzahl dieser Anfragen stammte aus Sachsen. Fünf Jahre später konnte im Oktober 2016 Prof. Peter Schönknecht, Leiter der Leipziger Forschungsambulanz, die zum bundesweiten Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ gehört, eine positive Bilanz ziehen. „Die vorliegenden Zahlen machen deutlich, dass das Projekt die Zielgruppe erreicht und damit einen wichtigen Beitrag zur Prävention sexuellen Kindesmissbrauchs in Mitteldeutschland leistet“. „Vor der Therapie habe ich mir nicht vorstellen können, mit dieser sexuellen Präferenz ein normales und zufriedenes Leben führen zu können. Im Laufe der Therapie wurde mir klar, dass dies doch möglich ist“, so das Resümee eines Therapieteilnehmers. Ihm sei auch klar geworden, welche große Verantwortung damit verbunden ist, niemandem Schaden zuzufügen. „Diese Aufgabe begleitet mich mein Leben lang.“

Laut wissenschaftlicher Untersuchungen fühlen sich in Deutschland ca. 250.000 Betroffene zwischen 18 und 75 Jahren sexuell zu Kindern hingezogen. Übertragen auf den mitteldeutschen Raum ergibt dies eine Schätzung von ca. 26.500 Personen mit pädophiler Neigung.

Die Therapie integriert verhaltenstherapeutische und sexualmedizinische Ansätze, die die Möglichkeit einer medikamentösen Unterstützung beinhalten. Als Voraussetzung für die Teilnahme am Behandlungsprogramm gilt: Betroffene müssen hinsichtlich ihrer pädophilen Neigung über ein Problembewusstsein verfügen und aus diesem Grund von sich aus und ohne gerichtlichen Druck um therapeutische Hilfe bitten. Werden sie in das Projekt aufgenommen, können sie kostenlos und durch die therapeutische Schweigepflicht geschützt sowohl eine diagnostische Klärung ihres Problems als auch therapeutische Unterstützung in Anspruch nehmen. Von den 500 Betroffenen, Angehörigen und Institutionen, die sich bislang an den Leipziger Standort gewandt haben, nahm knapp ein Viertel der direkt Betroffenen eine diagnostische Beratung in Anspruch, der Mehrheit von ihnen wurde ein Therapieangebot unterbreitet.

Die Anonymität und der Standort des Hilfeangebots haben zur Folge, dass sich auch Betroffene aus Thüringen und Sachsen-Anhalt melden. Im Sinne des Kinderschutzes wünscht sich Peter Schönknecht eine gemeinsame, stabile Finanzierung durch die drei benachbarten Bundesländer als wichtige Arbeitsgrundlage für die kommenden Jahre.