Depressionen gehen auf den Magen, Ängste unter die Haut

Neue Erkenntnisse über Zusammenhang psychischer und körperlicher Erkrankungen

Körperliche Erkrankungen und psychische Störungen beeinträchtigen die Lebensqualität und sind eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem. Vor allem wenn körperliche und psychische Störungen bereits im frühen Lebensalter systematisch und gemeinsam auftreten, bedeuten sie ein Risiko für ungünstige Entwicklungsverläufe der erkrankten Kinder und Jugendlichen.

In welchem zeitlichen Zusammenhang und Muster körperliche Erkrankungen und psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen auftreten, hat nun eine Forschungsgruppe um PD Dr. Marion Tegethoff (Fakultät für Psychologie der Uni Basel) in Kooperation mit Prof. Gunther Meinlschmidt von der Ruhr-Universität Bochum in einem vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Projekt untersucht. Sie analysierten die Daten einer repräsentativen Stichprobe aus den USA mit 6483 Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren.

Die Forschenden stellten fest, dass Kinder und Jugendliche an manchen körperlichen Krankheiten auffällig häufig erkranken, nachdem sie bereits unter bestimmten psychischen Störungen leiden. Umgekehrt treten manche psychischen Störungen öfter nach bestimmten körperlichen Erkrankungen auf. Affektive Störungen wie Depressionen waren häufiger gefolgt von Arthritis und Erkrankungen des Verdauungssystems, gleiches galt für Angststörungen und Hauterkrankungen. Herzbeschwerden zogen vermehrt Angststörungen nach sich. Ein enger Zusammenhang wurde erstmals auch zwischen epileptischen Erkrankungen und später folgenden Essstörungen gefunden.

Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise darauf, wie psychische Störungen und körperliche Erkrankungen auch ursächlich miteinander zusammenhängen könnten. Die nun gefundenen zeitlichen Zusammenhänge lenken das Augenmerk auf Prozesse, die sowohl für die Entstehung der körperlichen Erkrankungen und psychischen Störungen als auch für ihre Therapie relevant sein könnten.
«Wir fanden nun als Erste, dass Epilepsie ein erhöhtes Risiko für Essstörungen nach sich zieht – ein Phänomen, das bislang nur an wenigen Patienten beschrieben wurde. Aus gesundheitspolitischer Perspektive unterstreichen die Befunde, dass es nötig ist, die Behandlung psychischer Störungen und körperlicher Erkrankungen bereits im Kindes- und Jugendalter eng miteinander zu verzahnen.

Originalbeitrag: Marion Tegethoff, Esther Stalujanis, Angelo Belardi, Gunther Meinlschmidt
Chronology of Onset of Mental Disorders and Physical Diseases in Mental-Physical Comorbidity – A National Representative Survey of Adolescents
Plos One (2016), doi: 10.1371/journal.pone.0165196

Weitere Auskünfte

PD Dr. Marion Tegethoff, Universität Basel, Fakultät für Psychologie, Abteilung für Klinische Psychologie und Psychiatrie, E-Mail: marion.tegethoff@unibas.ch