Zu enge Bindung eher problematisch

Haustiere sind kein Garant für subjektives Wohlbefinden

Rund 30 Millionen Haustiere waren im Jahr 2015 in Deutschland gemeldet ‒ sieben Millionen mehr als noch fünf Jahre zuvor. Jeder zweite Deutsche wohnt in einem Haushalt mit mindestens einem Haustier. Welchen Einfluss Haustiere auf unser alltägliches Wohlbefinden ausüben, haben Psychologinnen in einer aktuellen Studie untersucht.

Haustiere – so ihr Fazit – erhöhen nicht zwingend das Wohlbefinden. Die Wissenschaftlerinnen M.Sc.Anna Kalitzki und Maike Luhmann, Professorin für Psychologische Methodenlehre an der Ruhr-Universität Bochum konzentrierten sich daher auf die Frage, unter welchen Bedingungen bestimmte Tiere gut für unser Wohlbefinden sind. In einer Online-Studie befragten sie insgesamt 631 Personen, die Hunde, Katzen oder Pferde halten. Der Fragebogen bestand aus Fragen zur Messung zweier Aspekte des subjektiven Wohlbefindens: positive Stimmung und Lebenszufriedenheit. Außerdem wurden Fragen zum Haustier und zu den erlebten Vorteilen („Nutzenfaktoren“) und Nachteilen („Kostenfaktoren“) des Haustierhaltens gestellt.

Die Analyse der Umfrage ergab: Das Wohlbefinden von Haustierhalterinnen und -haltern steigt besonders dann, wenn sie die Tierhaltung als eine wichtige Aufgabe in ihrem Leben – eine sogenannte „soziale Rolle“ – begreifen, und wenn die Tierhaltung ihr Bedürfnis nach Autonomie befriedigt. Problematisch wirkte es sich hingegen aus, wenn die Tierhaltung als zu große finanzielle Belastung empfunden wurde. Zur Überraschung des Forscherteams hatte eine enge persönlichen Bindung an das Tier: im Zusammenspiel mit allen anderen gemessenen Variablen einen negativen Effekt auf das subjektive Wohlbefinden. Eine mögliche Erklärung für diesen Befund sehen die Autorinnen darin, dass eine starke Bindung an das Tier sich negativ auswirken kann, wenn sie Bindungen an andere Menschen weniger stark macht oder gar ganz ersetzt. Wer also wegen seines Haustiers keine Zeit mehr für soziale Kontakte hat, ist tendenziell umso unzufriedener, je enger er sich an das Tier gebunden fühlt.

Die Forscherinnen schauten sich auch an, ob die Art des Haustiers eine Rolle für das Wohlbefinden spielt. Solche Unterschiede zwischen den Haustieren gab es. Allerdings lassen sich für jedes Haustier ganz spezifische Kosten- und Nutzenfaktoren ausmachen. Pferde zum Beispiel tragen mehr zur Sinnstiftung bei ihren Besitzerinnen bei als Hunde oder Katzen. Pferde fördern darüber hinaus stärker das Autonomieerleben ihrer Besitzerinnen und Besitzer; sie werden aber auch eher als Belastung erlebt, und zwar sowohl was finanzielle als auch zeitliche Spielräume angeht. Katzen sind die Haustiere, die ihren Besitzerinnen und Besitzern die geringste Unterstützung geben. Aber sie sind auch diejenigen, die sich am wenigsten belastend auf die Beziehung zwischen ihrer Besitzerin und deren Partner oder Partnerin auswirken.
Kontakte

Prof. Dr. Maike Luhmann, Arbeitseinheit Psychologische Methodenlehre Ruhr-Universität Bochum
E-Mail: maike.luhmann@ruhr-uni-bochum.de

Anna Kalitzki. M.Sc.
E-Mail: a.kalitzki@web.de