Depressionen bei Piloten keine Seltenheit

US-Forscher: „Es gibt einen Schleier der Verschwiegenheit“

Als ein Germanwings-Pilot vor knapp zwei Jahren 150 Menschen absichtlich in den Tod riss, warf dies Fragen zur psychischen Gesundheit von Piloten auf. Nun haben amerikanische Forscher untersucht, wie verbreitet depressive Symptome und Suizidgedanken bei Piloten sind, und feststellen müssen, dass Depressionen und Suizidgedanken relativ häufig auftreten.

«Wir haben herausgefunden, dass viele Piloten mit depressiven Symptomen zu kämpfen haben, und es könnte sein, dass sie keine Hilfe suchen, weil sie Angst vor negativen Auswirkungen auf ihre Karriere haben», sagte der Hauptautor der Studie, Joseph Allen in einer Mitteilung der Harvard T. H. Chan School of Public Health. «Es gibt einen Schleier der Verschwiegenheit um psychische Probleme im Cockpit.»

Die Forscher führten eine anonyme Online-Befragung mit knapp 3500 Piloten in 50 Ländern durch. Von den gut 1800 Antwortenden erfüllten 13,5 Prozent die Kriterien für eine Depression. Vier Prozent hatten in den letzten zwei Wochen Suizidgedanken, wie die Forscher berichten.

Kritik an der Methodik der Studie kommt von dem Schweizer Erich Seifritz, Ordinarius für Psychiatrie der Universität Zürich. Die Forscher hätten, so Seifritz, einen Screening-Fragebogen für Depressionen verwendet; dieser gebe nur einen Hinweis darauf, wer gefährdet sei. Das dürfe man nicht mit einer Diagnose verwechseln.

Dennoch zeige die Studie, dass Depressionen bei Piloten kaum seltener seien als in der Normalbevölkerung. Auch wenn es sich in den Augen vieler Menschen um eine privilegierte Berufsgruppe handele, sei es wichtig zu sehen, dass sie deshalb nicht weniger von psychischen Problemen betroffen sein könne als andere. Allerdings kommt es laut Seifritz äußerst selten vor, dass Piloten, Zugführer oder Busfahrer ihre Passagiere absichtlich in den Tod reißen, auch wenn sie psychische Probleme hätten.