Was machen Vorurteile mit den Frauen?

Widersprüchliche Reaktionen bei Schwangeren

Frauen fahren schlechter Auto als Männer. Sie zeigen weniger Führungsstärke, und Schwangere sind am Arbeitsplatz weniger leistungsfähig als ihre Kollegen: Dies alles sind negative Vorurteile, für die es keinerlei Beweise gibt. Dennoch begegnen sie uns tagtäglich und sie können uns – oft unbewusst – stark beeinflussen. Prof. Dr. Hannes Zacher, Arbeitspsychologe der Universität Leipzig, erforscht dieses Phänomen. „Ich forsche daran, was diese Vorurteile mit den Menschen machen“, erklärt der Psychologe, der dafür mit Umfragen und Experimenten arbeitet. „Wenn eine einzige Managerin ansonsten nur mit männlichen Führungskräften zusammenarbeitet, kann auch bei ihr unbewusst ein Vorurteil aktiviert werden wie z.B.: Ich habe weniger Führungsstärke als ein Mann. Das kann zu Hemmungen führen“, so Zacher. Wie ausgeprägt diese sein können, beweist die Tatsache, dass Chefinnen oftmals geheim halten, dass sie Kinder haben – eine vermeintliche Schwäche. Es kann auch dazu führen, dass sie seltener Angebote von Arbeitgebern zur Kinderbetreuung und für mehr Flexibilität in Anspruch nehmen als ihre männlichen Pendants.

Auch vermeiden es Frauen in Führungspositionen häufig, Gefühle zu zeigen, weil ihnen das als Schwäche und als Bestätigung eines klassischen Vorurteils ausgelegt werden könnte. Tatsächlich sollte eine (weibliche) Führungskraft Zacher zufolge im Job nicht nur einfühlsam auftreten. Er rät hier zum goldenen Mittelweg. Empathie sei gut, aber eine Führungskraft sollte nicht mit allen Mitarbeitern gut befreundet sein.“

Ein weiteres, weit verbreitetes Stereotyp in der Arbeitswelt betrifft Schwangere. Ihnen wird häufig unterstellt, sie seien weniger leistungsfähig als ihre Kollegen. Die Reaktionen der Betroffenen auf dieses Vorurteil fallen Zacher zufolge unterschiedlich aus: Während einige Schwangere unbewusst diesem Vorurteil entsprechen und sich auf Arbeit zurückhalten, stecken andere werdende Mütter noch mehr Energie in ihre Arbeit als sonst.