Training für psychisch kranke Eltern im Test

Wissenschaftlerteam sucht noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Kinder psychisch kranker Eltern stehen im Mittelpunkt eines neuen Forschungsvorhabens, bei dem Wissenschaftler von insgesamt fünf deutschen Universitäten miteinander kooperieren. Sie möchten herausfinden, ob sich ein spezielles Elterntraining positiv auf die Kinder von Personen auswirkt, die an einer psychischen Erkrankung leiden. Fachleute schätzen, dass etwa 25 Prozent der Minderjährigen in der Bundesrepublik ein psychisch erkranktes Elternteil haben. „Für diese Kinder und Jugendlichen ist es besonders schwer zu verstehen, warum Mama oder Papa sich plötzlich anders verhalten als bisher, nicht mehr mit ihnen spielen oder lachen können“, erläutert die Projektleiterin,  Psychologie-Professorin Dr. Hanna Christiansen.

Viele dieser Kinder müssten mehr Verantwortung übernehmen, als es in ihrem Alter angemessen ist. „Sie machen sich Sorgen um ihre Eltern und suchen die Schuld für deren Verhalten bei sich selbst, weil sie nicht verstehen, worunter die Eltern leiden“, so Christiansen. All diese Belastungen können sich in Schulversagen, stressverbundenen Krankheiten oder Verhaltensauffälligkeiten niederschlagen.

Hinzu kommt, dass die betroffenen Kinder ihrerseits ein deutlich erhöhtes Risiko aufweisen, selbst an einer psychischen Störung zu erkranken. Dieses erhöhte Risiko ist einerseits damit zu erklären, dass psychische Störungen teilweise genetisch bedingt sind. Zum anderen sind die Kinder durch die Erkrankung der Eltern stärker belastet. „Es ist daher dringend notwendig, präventive Angebote zu initiieren, um den Teufelskreislauf zu durchbrechen und zu verhindern, dass die Kinder selbst erkranken“, betont die Psychologin und merkt kritisch an: „Faktisch bestehen in unserem Gesundheitssystem jedoch kaum Möglichkeiten, sich diesen Kindern zu widmen, solange sie selbst noch nicht erkrankt sind.“

In der Forschung wurde das Thema bislang kaum behandelt. Nun sollen Eltern, die unter einer psychischen Störung leiden und Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren haben, in einer multizentrischen Studie psychotherapeutisch behandelt werden. Die Hälfte der Eltern erhält zusätzlich ein Elterntraining, das sogenannte Positive Erziehungsprogramm „Triple P“. Teilnehmen können Eltern mit einer psychischen Erkrankung, die Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren haben und sich einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung unterziehen wollen. Für die Eltern ist die therapeutische Behandlung kostenlos, sie wird von den Krankenkassen getragen.

Für die Studie sucht das Marburger Wissenschaftlerteam noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Selbstverständlich unterliegen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei allen Erhebungen der Schweigepflicht.

Kontakt

Professorin Dr. Hanna Christiansen, Philipps-Universität Marburg
T 06421 28-25096
E compare@staff.uni-marburg.de

Informationen zu „COMPARE-emotion“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen:
https://www.uni-giessen.de/ueber-uns/pressestelle/pm/pm240-17