Telemedizin für psychisch kranke Menschen in NRW

„Sprich mit uns, und wir helfen dir!“ – so ähnlich könnte das Forschungsprojekt „TELL US!“ des LWL-Forschungsinstituts für Seelische Gesundheit mit Sitz am LWL-Universitätsklinikum Bochum für Psychiatrie, Psychotherapie, Präventivmedizin und Psychosomatische Medizin frei und verständlich übersetzt werden. Unter Leitung des Ärztlichen Klinikdirektors Prof. Dr. Georg Juckel wird das Projekt gemeinsam mit MedEcon Ruhr, Bochum, Healthy Projects GmbH, Düsseldorf, und dem Institut für Sicherheit und Datenschutz im Gesundheitswesen (ISDSG), Düsseldorf, in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse umgesetzt. „Nach einem stationären Aufenthalt in einem psychiatrischen Krankenhaus ist die ambulante Weiterbetreuung oftmals nicht sichergestellt, da es ganz allgemein an ambulanten Therapieplätzen mangelt“, erläutert Prof. Georg Juckel die Klinikrealität und damit den Forschungsauftrag. „Folge: Die Patienten werden nach kurzer Zeit wieder stationär eingewiesen. Die Quoten sind leider sehr hoch.“ Das für alle Kliniken geltende pauschalisierte Entgeltsystem Psychiatrie und Psychosomatik (PEPP) zielt gleichzeitig darauf ab, die Aufenthaltsdauer im stationären Bereich zu verkürzen. Der Bedarf an ambulanten Therapieplätzen ist demzufolge recht hoch und nimmt immer mehr zu. Das neue digitale Behandlungsangebot soll nun diesem sogenannten Drehtüreffekt entgegenwirken. Seit Ende 2017 wird am LWL-Universitätsklinikum Bochum ein Konzept für die ambulante Versorgung von psychisch kranken Patienten über eine mobile App entwickelt. Dr. Barbara Emons, Leiterin des Forschungsprojekts „TELL US!“ im LWL-Forschungsinstitut für Seelische Gesundheit in Bochum, beschreibt diese so: „Mit ihrer Hilfe kommunizieren Patientinnen, Patienten und Behandler über Messengerdienste, Chat und Videotelefonie miteinander. Termine können vereinbart, Rezepte und Bescheinigungen angefordert sowie Dokumentationen für die Therapie (z.B. Stimmungstagebücher) angelegt werden. Zudem wird der Zugang zu psychoedukativen Einheiten oder zu weiterem Informationsmaterial möglich gemacht.“ Darüber hinaus ist mittels der TELL US-App eine engmaschige Therapie geplant: Der Patient geht bei Bedarf niederschwellig auf den Behandler zu, und der Therapeut bietet kurzfristig Interventionsmöglichkeiten. Gefördert wird dieses Vorhaben durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Startschuss für die Pilotphase und somit die Einbindung erster Patienten fällt zum Jahreswechsel 2018/2019.